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19.07.2023

Umsatz von Groz-Beckert stieg 2022 um 72 Millionen Euro

Albstadt: Nach bestätigtem Jahresabschluss nahm der Konzernumsatz von Groz-Beckert im Geschäftsjahr 2022 um 72 Millionen Euro zu und stieg damit auf 814 Millionen Euro an. Der Belegschaftsstand wuchs ebenfalls: Im Konzern waren zum Stichtag 31.12.2022 weltweit 9.589 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, davon 2.219 am Stammsitz in Albstadt.

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Der Umsatzzuwachs um rund 10 Prozent (Vorjahr: 742 Millionen Euro) geht je zur Hälfte auf das Stammgeschäft Textil sowie den Zukauf des Industriemesser-Spezialisten TKM zurück. Die TKM GmbH wurde von Groz-Beckert mit Wirkung zum 1. Oktober 2022 übernommen, womit die Umsätze des vierten Quartals konsolidiert wurden.

Bereinigt um den Anteil von TKM stieg der Umsatz im Stammgeschäft Textil somit um 36 Millionen Euro. Dieser Umsatzzuwachs war auch günstigen Währungseffekten zu verdanken. Der erzielte Jahresumsatz im Stammgeschäft Textil in Höhe von 778 Millionen Euro liegt 5 Prozent über dem Vorjahr.

Wirtschaftliches Umfeld
In den ersten Monaten des Jahres 2022 prägten vor allem der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sowie die Null-Covid-Politik Chinas mit wiederkehrenden, strikten Lockdowns das Weltgeschehen. Beides sorgte für Lieferengpässe sowie Ressourcenknappheit und heizte die ohnehin starke Inflation an. Im Jahresverlauf entwickelte sich die Wirtschaft dennoch positiv. Logistik- und Ressourcenprobleme nahmen stetig ab, und die Coronamaßnahmen liefen in vielen Regionen der Welt schrittweise aus. Zum Jahresende hin nahm die wirtschaftliche Dynamik jedoch erneut ab. Vor allem in den großen fortgeschrittenen Volkswirtschaften entwickelte sich die Konjunktur in den letzten Monaten des Jahres 2022 schwach. Der private Konsum verlor spürbar an Fahrt.

Textilmärkte
Allgemein sorgten die coronabedingten Entwicklungen in China zu verstärkten Verlagerungen der textilen Produktion und Konfektion in andere Länder Asiens, Europas und auch Amerikas. Vor allem in Südostasien stießen die erforderlichen Produktionsausweitungen mangels Arbeitskräften jedoch vielerorts an ihre Grenzen. Einer der größten Profiteure der Situation war die Türkei – mittlerweile der drittgrößte Textilmarkt der Welt für die Herstellung und Konfektion von Bekleidung hinter China und Indien.

Weltweit litt die Textilproduktion zudem spürbar unter den erheblichen Kostensteigerungen – vor allem für Garne und Energie. Dennoch zeigten die meisten Textilmärkte eine gute Nachfragedynamik, was sich positiv auf die Geschäfte von Groz-Beckert auswirkte.

Produktbereiche
Die schwache Entwicklung in China spürte Groz-Beckert in allen sechs textilen Produktbereichen – Knitting (Stricken und Wirken), Weaving (Weben), Felting (Nonwovens), Tufting (Tuften), Carding (Kardieren) und Sewing (Nähen). Die Auswirkungen der weltweit schwachen Automobilindustrie waren zudem in den Bereichen Felting und Carding besonders zu spüren. Bei Carding kam die rückläufige Nachfrage nach Hygieneartikeln hinzu, die aber durch eine hohe Nachfrage im Spinnereisektor ausgeglichen wurde.

Andere Märkte außerhalb Chinas und Branchen der Textilindustrie entwickelten sich hingegen positiv. Hiervon konnten die einzelnen Produktbereiche Groz-Beckerts profitieren und beim Umsatz jeweils zulegen.

Der Bereich Technische Textilien, der nichtmetallische Bewehrungen für die Bauindustrie (Marke: solidian) sowie Composite-Produkte (Marke: kelteks) anbietet, entwickelte sich 2022 sehr positiv. Die Nachfrage in der Bauindustrie war durchweg hoch und auch technische Textilien für die Verbundstoffindustrie waren in den Märkten gefragt.

Mitarbeiter
Im Groz-Beckert Konzern waren zum Jahresende 2022 weltweit 9.589 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Gegenüber Vorjahr stieg der Belegschaftsstand um 914 Personen (Vorjahr: 8.675). Hierin enthalten sind 801 Personen, die durch die Akquisition der TKM GmbH hinzukamen. Am Stammsitz in Albstadt beschäftigte Groz-Beckert zum Stichtag 31.12.2022 insgesamt 2.219 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Damit wuchs der Belegschaftsstand im Vorjahresvergleich um 16 Personen (Vorjahr: 2.203).

Die Zahl der Auszubildenden und dualen Studenten belief sich am Stammsitz in Albstadt auf 140 Personen (Vorjahr: 150). Wie auch in den Jahren zuvor bestanden sämtliche Auszubildende ihre Abschlussprüfung, sodass allen ein Arbeitsverhältnis angeboten werden konnte. Ein dualer Student wurde zudem als Preisträger im Studiengang „Elektrotechnik Automation“ an der Dualen Hochschule Horb ausgezeichnet. Groz-Beckert erhielt in diesem Zuge den Unternehmens-Award. Im Herbst 2022 starteten 45 junge Menschen eine Ausbildung oder ein duales Studium bei Groz-Beckert in Albstadt (Vorjahr: 42). Das Ausbildungsangebot wurde im vergangenen Jahr um das neue Berufsbild „Textillaborant“ ergänzt, das mit einer Person besetzt wurde.

Im Jahr 2022 waren insgesamt 46 externe Studenten bei Groz-Beckert in Albstadt tätig (Vorjahr: 38). Sie absolvierten ein Praxissemester oder Vorpraktikum bzw. schrieben eine Seminar- oder Abschlussarbeit. Nach Wegfall der Coronamaßnahmen konnten zudem wieder Schülerpraktika im normalen Umfang angeboten werden. In 2022 fanden insgesamt 57 Schülerpraktika statt (Vorjahr: 19).

Akquisition der TKM GmbH
Mit Wirkung zum 1. Oktober 2022 übernahm Groz-Beckert die TKM GmbH mit Sitz in Remscheid. TKM ist Hersteller von Industriemessern für verschiedenste Branchen. Das Unternehmen beschäftigte im vergangenen Geschäftsjahr weltweit gut 800 Mitarbeiter und erzielte einen Gesamtumsatz von ca. 140 Millionen Euro. Hiervon entfielen rund 36 Millionen Euro auf das vierte Quartal 2022, die im Konzernumsatz von Groz-Beckert konsolidiert wurden.

Die Übernahme von TKM hat das Ziel, den Groz-Beckert Konzern breiter aufzustellen, ohne den Kompetenzbereich der prozesskritischen Werkzeuge aus Metall zu verlassen. Die Produkte von TKM ergänzen das Portfolio des Groz-Beckert Konzerns, da es sich bei Industriemessern ebenfalls um prozesskritische Werkzeuge aus Metall handelt.

Die breite Produktpalette von TKM bedient die Märkte der Papier-, Holz-, Metall- sowie der Kunststoff-, Gummi- und Recycling-Industrie sowie den Maschinenbau. TKM verfügt über Produktions- und Servicestandorte in Deutschland, Österreich, den Niederlanden und Finnland sowie über Vertriebsgesellschaften in Frankreich, den USA, Kanada, China, Singapur und Malaysia. Innerhalb des Groz-Beckert Konzerns wird TKM als eigenständiges Unternehmen fortgeführt und weiterentwickelt.

Neues Produktionsgebäude Albstadt (Gebäude 30)
Im März 2020 startete der Bau des neuen Produktionsgebäudes in Albstadt. Die Gesamtinvestitionen für das Gebäude 30 liegen bei ca. 140 Millionen Euro. Die rund 46.000 m² Bruttogrundrissfläche erstrecken sich auf drei Etagen, die teilweise durch Zwischengeschosse ergänzt sind. Auf dem Dach befindet ist eine Photovoltaikanlage mit 958 kWp.

Die hochmoderne Produktion wird die verschiedenen Produktionsstätten des Werksgeländes vereinen. Das Gebäude entspricht modernsten Standards und ermöglicht eine smarte Produktion im Sinne von Industrie 4.0. Die Arbeitsplätze und -modelle sind zukunftsorientiert gestaltet und fördern die Selbstorganisation der Teams.

Im Jahresverlauf 2022 verzögerten sich die Bauarbeiten am neuen Produktionsgebäude. Während 2021 noch mit der Fertigstellung gegen Jahresende 2022 gerechnet wurde, wird mittlerweile von einem Beginn des Einzugs ab Anfang 2024 ausgegangen. Für den Umzug selbst sind rund fünf Monate veranschlagt, womit er bis Juni 2024 abgeschlossen sein dürfte.

Nachhaltigkeit
Groz-Beckert arbeitet konsequent an der Reduzierung des eigenen CO2-Fußabdrucks und unterstützt die nachhaltige Produktion von Textilien. Bereits bei der Produktentwicklung stehen die Themen Langlebigkeit und geringer Ressourcenverbrauch im Fokus. Groz-Beckert bietet zahlreiche Produkte, deren Herstellung und späterer Einsatz dabei helfen, Energie und Ressourcen zu sparen. Aktuell laufen zahlreiche Projekte zur dauerhaften Verbesserung der Nachhaltigkeit und Lebensdauer von Produkten.

Um die eigenen Standorte möglichst klimaschonend zu betreiben, setzt Groz-Beckert unter anderem auf Photovoltaikanlagen zur teilweisen Deckung des Strombedarfs. Im Jahr 2022 wurden so bereits rund 2.000 Tonnen CO2 eingespart. Bis 2026 soll die jährliche CO2-Ersparnis im Konzern allein durch Photovoltaikanlagen bei rund 6.500 Tonnen pro Jahr liegen.

Am Stammsitz in Albstadt wird die bestehende Photovoltaikanlage auf dem Gebäude 30 durch eine Anlage auf dem sogenannten Parkplatz Süd ergänzt. Ein Großteil der Parkplatzfläche wird hierfür überdacht. Der Bau wurde Mitte März 2023 genehmigt, die bauliche Umsetzung und Inbetriebnahme läuft in drei Etappen von 2024 bis 2026. Die Anlage wird mit 6.675 Modulen knapp 2,8 Millionen kWh pro Jahr liefern, was etwa 520 Tonnen CO2 pro Jahr einspart.

Die Ziele sind klar gesteckt: Groz-Beckert will bis zum Jahr 2026 seine CO2-Emissionen in Scope 1 und 2 (Greenhouse Gas Protocol) in Europa um mindestens 50 Prozent reduzieren (Vergleichsjahr 2019). Bis 2040 soll unternehmensweit CO2-Neutralität in Scope 1 und 2 erreicht sein.

Hierfür sind die Investitionen in Nachhaltigkeitsthemen entsprechend hoch: Von 2023 bis 2025 sollen mindestens 24 Millionen Euro in unternehmensweite Nachhaltigkeitsprojekte fließen. Dazu zählen bspw. der Bau von Photovoltaikanlagen und E-Ladestationen für Pkw und Nutzfahrzeuge, energiesparende Beleuchtung sowie Produktions- und Produktoptimierungen.

Neben den zuständigen Bereichen im Unternehmen setzt Groz-Beckert zudem auf das Engagement seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im sogenannten Green Team arbeiten interessierte Mitarbeiter freiwillig für mehr Nachhaltigkeit. Die Mitarbeiter dienen als Multiplikatoren und Ansprechpartner und unterstützen das Nachhaltigkeitsmanagement bei der Umsetzung diverser Maßnahmen.

ITMA 2023
Vom 8. bis 14. Juni 2023 fand die wichtigste Leitmesse der Textilindustrie in Mailand, Italien, statt: Die ITMA (Internationale Textilmaschinenbauer Ausstellung). Die Messe bringt alle vier Jahre Fachleute aus der Branche an wechselnden Standorten in Europa zusammen und ist ein wichtiges Branchenbarometer.

Für Groz-Beckert ist die ITMA ein Meilenstein im Messegeschäft. Auch in diesem Jahr hat Groz-Beckert auf der Messe zahlreiche Innovationen und Neuentwicklungen aus den verschiedenen Produktbereichen präsentiert. Die Stimmung unter den Ausstellern und Besuchern war sehr gut. Die Besucheranzahl und deren Qualität lagen deutlich über den Erwartungen. Am Messestand konnte Groz-Beckert über 7.000 Kunden und Geschäftspartner, mehr als 250 Studenten und zahlreiche weitere Besucher begrüßen. Trotz des großen Interesses und der positiven Stimmung herrschte allgemein eine verhaltene Sicht auf die Geschäftslage und den weiteren Ausblick in der Textilindustrie.

Aufgrund der geografischen Nähe zu Mailand wurde allen Mitarbeitern am Standort Albstadt die Möglichkeit geboten, die Messe zu besuchen und einen zusätzlichen Tag mit Rahmenprogramm in Mailand zu verbringen. Insgesamt nahmen über 470 Mitarbeiter, darunter etwa 90 Azubis und Studenten, das Angebot an.

Geschäftsjahr 2023
Bereits Ende letzten Jahres hat sich die Konjunkturdynamik erneut abgeschwächt. Vor allem die Industrienationen wachsen seither nur noch gering. Die steigenden Preise und Unsicherheiten führten zu einer Veränderung des privaten Konsums und einer allgemeinen Investitionszurückhaltung im Textilmaschinenbau.

Der Start ins laufende Jahr wurde zudem von dem verheerenden Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze Anfang Februar überschattet. Mitten im Erdbebengebiet lag das textile Zentrum der Türkei. Zudem zeigt sich der wichtige Markt China nach wie vor verhalten. Sowohl das Investitionsklima als auch der Inlandskonsum sind auf einem niedrigen Niveau und das Exportgeschäft ist rückläufig. Hinzu kommt ein Devisenmangel in mehreren Ländern Südostasiens.

Die zahlreichen Herausforderungen haben seit dem zweiten Quartal spürbaren Einfluss auf die Umsatzentwicklung Groz-Beckerts. Nahezu alle textilen Produktbereiche und auch die Bauindustrie sind hiervon betroffen. Der Umsatz des zum Konzern gehörenden Industriemesser-Spezialisten TKM erfüllt derzeit die Erwartungen.

Durch die Entwicklung der vergangenen Monate liegt der Konzernumsatz Groz-Beckerts nach sechs Monaten 8 Prozent über dem Vorjahr. Dieser Zuwachs ist allerdings primär auf den Zukauf der TKM GmbH zurückzuführen. Die Gesamtentwicklung liegt deutlich unter den Erwartungen. Mit einer Erholung der konjunkturellen Lage und damit der eigenen Geschäfte rechnet Groz-Beckert frühestens im vierten Quartal 2023.

Über Groz-Beckert
Groz-Beckert ist internationaler Marktführer für Entwicklung, Herstellung und Vertrieb prozesskritischer textiler Präzisionswerkzeuge und industrieller Schneidlösungen sowie Lösungsanbieter für textiles Bauen und Verstärkungslösungen aus technischen Hochleistungsfasern für Verbundwerkstoffe.
Unter der Marke Groz-Beckert werden industrielle Maschinennadeln, Präzisionsteile und Feinwerkzeuge sowie Systeme und Dienstleistungen für die Herstellung und Fügung textiler Flächen angeboten. Gleichzeitig erschließt die Groz-Beckert Gruppe mit dem führenden Hersteller solidian das Wachstumsfeld der nichtmetallischen Bewehrungen für nachhaltiges Bauen. Der marktführende Spezialist für Industriemesser TKM ergänzt das Produktportfolio des Konzerns mit industriellen Schneidlösungen für verschiedenste Industrien.
Bereits 1852 gegründet, erwirtschaftete Groz-Beckert im Jahr 2022 mit weltweit rund 9.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 814 Millionen Euro Umsatz. Das Unternehmen ist mit Vertretungen, Produktions- und Vertriebstochtergesellschaften in mehr als 150 Ländern aktiv.