Konzernumsatz 2014 auf 571 Millionen Euro gestiegen
Albstadt: 2014 stand die Weltwirtschaft unter dem Einfluss zahlreicher geopolitischer Konflikte sowie verstärkter Terroraktivitäten und der Ebola-Epidemie in Westafrika. Nichtsdestotrotz belebte sich das weltwirtschaftliche Umfeld gegenüber dem Vorjahr leicht. Das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg um 3,4 % (2013: 2,9 %). Auch der Umsatz bei Groz-Beckert konnte um 3 Mio. Euro gesteigert werden. Er betrug damit zum Jahresende 571 Mio. Euro (2013: 568 Mio. Euro).
Die leichte Umsatzsteigerung ist vor allem der erstmaligen Einbeziehung der neu erworbenen Mehrheitsbeteiligung an Kelteks geschuldet. Bei Kelteks handelt es sich um ein kroatisches Unternehmen aus dem Bereich des textilen Bauens, an dem Groz-Beckert im Herbst die Mehrheit übernahm. Die Umsätze von Kelteks fließen seit Oktober 2014 in den Konzernumsatz von Groz-Beckert. Währungseffekte hatten im vergangenen Jahr in Summe keinen Einfluss auf den Konzernumsatz.
Die Entwicklung der Absatzzahlen war in den ersten neun Monaten des Jahres sehr verhalten, ab Oktober zogen sie jedoch merklich an. Im Einzelnen sah die Absatzsituation der Hauptproduktbereiche wie folgt aus:
• Im Bereich Knitting (Strick), verfehlte der Absatz mit Strickmaschinennadeln die Vorjahreswerte knapp. Im Vergleich zu 2013 war die Nachfrage aus China und Indien zwar etwas höher, aus Europa hingegen spürbar geringer. Allerdings gab es große Unterschiede in den einzelnen Nadelsegmenten: Während im Bereich Double Jersey gute Verkaufszahlen erzielt werden konnten, war die Nachfrage im Single Jersey-Markt schwächer.
• Beim Absatz von Weblitzen und Webschäften im Bereich Weaving (Web) ging der Absatz vergangenes Jahr spürbar zurück. Auch 2014 fehlten große Maschinenbauerprojekte. Die daraus resultierenden geringeren Aufträge konnten durch das Endabnehmergeschäft nicht ausgeglichen werden.
• Der Absatz von Filznadeln des Bereichs Felting (Filz) lag leicht über dem Vorjahr. Diese Steigerung war unter anderem auf stabile Geschäfte in Deutschland zurückzuführen. Hier war der Bedarf innerhalb der Automobilindustrie weiterhin sehr hoch. Zudem stieg die Nachfrage nach Geotextilien aufgrund der milden Temperaturen. Auch in Asien waren die Absätze stabil.
• Die nähende Industrie erfreute sich im vergangenen Jahr einer insgesamt belebten Nachfrage, wovon der Bereich Sewing (Näh) beim Absatz von Nähmaschinennadeln profitierte. Zur erfreulichen Entwicklung trug vor allem die günstige Wirtschaftsentwicklung Indiens bei, aber auch das kontinuierliche Wachstum in Nord- und Mittelamerika.
Baumaßnahmen 2014
Im Juni erweiterte Groz-Beckert in Albstadt seine Flächen auch außerhalb des Werksgeländes durch den Ankauf eines Gebäudes in der Sigmaringer Straße. Das Gebäude wurde im weiteren Jahresverlauf renoviert und umgebaut und an die Bedürfnisse der Groz-Beckert Tochter solidian GmbH angepasst. Im Frühjahr 2015 bezog die solidian GmbH schließlich das Gebäude.
In den Groz-Beckert Betriebsferien im August 2014 wurde plangemäß der Rückbau des alten Bürogebäudes auf dem Werksgelände realisiert. Im September begannen dann die Bauarbeiten für den neuen Logistikhof. Dieser wird als Lager und Umschlagplatz für Hilfs- und Betriebsstoffe sowie Fertigprodukte dienen. Zudem wird hier künftig der Wareneingang und -ausgang abgewickelt. Die Inbetriebnahme ist für Sommer 2015 geplant.
Bei der Produktionstochter Groz-Beckerts in Portugal wurde ein bestehendes Produktionsgebäude erweitert. Der Anbau umfasst rund 2.600 m² auf zwei Stockwerken, die als weitere Produktionsflächen zur Verfügung stehen.
Personalentwicklung
Im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2014 sank die Zahl der Beschäftigten im Konzern um 109 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf 7.628 Personen. Auch am Stammsitz in Albstadt sank die Zahl der Mitarbeiter auf 2.084, ein Rückgang um 66 Personen. Der Rückgang basiert hauptsächlich auf Anpassungen der Produktionskapazitäten im In- und Ausland. Diese waren aufgrund der in Summe verhaltenen Nachfrage notwendig. In die Mitarbeiterzahl des Konzerns floss erstmals auch der Belegschaftsstand der Kelteks d.o.o./Kroatien mit 138 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein, an der im vergangenen Jahr die Mehrheitsanteile übernommen wurden.
Im Jahr 2014 schlossen 47 Azubis ihre Ausbildung bei Groz-Beckert in Albstadt ab. Zum Ausbildungsstart im September nahmen 50 junge Menschen ihre Ausbildung auf. 2015 haben bereits 28 Auszubildende, Kombistudenten und Textilstipendiaten ihren Abschluss erfolgreich erlangt. Die Winterprüflinge 2014 wurden Ende Januar feierlich verabschiedet. Die Sommerprüflinge sind derzeit in der Prüfungsphase. Damit befinden sich momentan insgesamt 151 junge Menschen am Stammsitz in Albstadt in der Ausbildung. Zum bevorstehenden Lehrjahresbeginn Anfang September 2015 werden weitere 46 junge Leute ihre Ausbildung starten.
Mehrheitsbeteiligung und Akquisition
Kelteks 2014
Im September 2014 übernahm die Groz-Beckert Tochter solidian GmbH eine Mehrheitsbeteiligung an der Kelteks d.o.o mit Sitz in Karlovac/Kroatien. Durch die Beteiligung erweiterte solidian seine Produkt- und Technologiepalette bei der Herstellung nicht-metallischer Bewehrungen für die Bauindustrie.
Kelteks und solidian ergänzten sich ideal: die Produktpaletten der beiden Unternehmen überschnitten sich kaum und die Herstellverfahren basierten auf unterschiedlichen Technologien. Während es sich bei den Produkten der Firma Kelteks um Gewebe handelt, basieren die Produkte von solidian auf Gelegen. Beide Unternehmen arbeiten mit Glas-, AR- (alkaliresistente Glasfasern), Basalt- und Carbonfasern. Somit kann solidian seither die gesamte Produktpalette und den dazugehörigen Service für die Bauindustrie aus einer Hand bieten.
Carding 2015
Mit Wirkung zum Mai 2015 übernahm Groz-Beckert die weltweiten Carding Aktivitäten der belgischen Bekaert Group. Die Übernahme umfasste rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Produktionsstandorte in Belgien, Indien, China, den USA sowie das weltweite Verkaufs- und Servicenetzwerk.
Innerhalb Groz-Beckerts bilden die Produkte und Services einen neuen Bereich namens Carding. Er ergänzt damit die bisherigen Produktbereiche des Unternehmens: Knitting, Weaving, Felting, Tufting und Sewing.
Die Akquisition erlaubt Groz-Beckert den erstmaligen Marktzutritt in der Spinnerei-Industrie. Zudem schafft sie die Möglichkeit, ein vollständiges Produkt- und Serviceportfolio im Bereich Carding aus einer Hand zu bieten: von der Beratung, der Produktempfehlung und dem gesamten Produktportfolio über die Montage und die Walzenreparatur bis hin zum Inbetriebnahme-Service.
Groz-Beckert ist seit 1980 Zulieferer der Nonwovens-Industrie mit Filz- und Strukturierungsnadeln sowie Jet Strips zur Wasserstrahlverfestigung. Auch beim Service von Ganzstahlgarnituren hat das Unternehmen bereits einige Jahre Erfahrung. Damit ergänzen die neuen Produkte und Services das bestehende Portfolio ideal, woraus sich viele Synergien und Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft ergeben.
Ausblick 2015
Die Wirtschaftsexperten erwarten zwar für 2015 ein weiteres leichtes Wachstum für die Weltwirtschaft. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet mit einem Weltwirtschaftswachstum von 3,5 %. Für die Eurozone rechnet der IWF mit einem Wachstum um 1,5 %. Das Wachstum in Deutschland wird in 2015 laut der Experten voraussichtlich bei 1,6 % liegen.
Auch 2015 werden die stärksten Impulse von den Schwellen- und Entwicklungsländern erwartet: Die Wirtschaftsexperten gehen von einem Wachstum von rund 4,8 % aus. Eine weitere, kontinuierliche ökonomische Verbesserung sehen die Experten insbesondere für Indien und Indonesien.
Anders zeigt sich die aktuelle Situation in China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt und dem größten Markt Groz-Beckerts. 2014 wuchs das BIP um 7,4 % und damit so gering wie seit 24 Jahren nicht. Die Verlangsamung der Konjunktur wird sich laut IWF fortsetzen – wenn auch auf hohem Niveau. Für 2015 geht der Währungsfonds von einem weiteren Rückgang des Wachstums auf 6,8 % aus.
Die Prognosen zeigen: Das weltwirtschaftliche Umfeld bleibt nach wie vor äußerst volatil. Zudem bestehen ungewöhnlich viele Risiken, die für die Weltkonjunktur zur erheblichen Belastung werden könnten. Die größten Gefahren gehen dabei von einer möglichen Eskalation geopolitischer Konflikte, wie bspw. der Ukraine-Krise, oder einer Ausbreitung von Terroraktivitäten aus – wie denen des „Islamischen Staats“. Auch die Eurokrise ist nach wie vor ungelöst und derzeit aktueller denn je. Sie birgt große Risiken für die weltweite Wirtschaftsentwicklung.
Die Geschäftsentwicklung Groz-Beckerts ist neben den generellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen natürlich auch von den Investitionstrends der Textilindustrie und dem Konsumverhalten im Textilbereich abhängig. Dabei haben vor allem die Wachstumsraten des größten Textilproduzenten China starken Einfluss auf die künftige Entwicklung.
Groz-Beckert rechnet – unter Berücksichtigung der genannten Erwartungen – für das laufende Jahr mit einem leichten Wachstum im angestammten Geschäft. Vor allem aber wird sich die getätigte Akquisition im Bereich Carding positiv auf den Konzernumsatz auswirken.